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Ecuador-Galapagos

Ein Reisebericht von Dr. Uwe Junker

Landechse auf Espanola

Foto: Dr. Uwe Junker

Mit dem berühmten Verhaltensforscher Professor Eibl-Eibesfeldt unterwegs auf Darwins Spuren

„Ich möchte, dass du für ein Jahr ins Galapagos-Archipel reist, dort gibt es viel zu erforschen. Und nimm` den Taucher Hans Hass mit. Mit deiner Frau habe ich schon gesprochen, sie ist einverstanden.“

Einer so nachdrücklichen Aufforderung seines Doktorvaters Konrad Lorenz habe er sich nicht widersetzen können, obwohl seine Frau damals mit ihrem ersten Kind schwanger gewesen sei, berichtet der heute 82jährige Eibel-Eibesfeldt uns 37 Kreuzfahrern, die mit der Isabella II in seiner fachkundigen Begleitung acht Tage die Naturwunder der Galapagos-Inseln genießen dürfen.

Foto: Dr. Uwe Junker

Ein Segen, dass er damals los segelte – für die Wissenschaft, für Galapagos und nicht zuletzt für uns: Eibl-Eibesfeldts Verhaltensstudien unserer evolutionären Vorfahren und deren Übertragung auf menschliches Miteinander waren bahnbrechend für die Verhaltensforschung und führten zu grundlegenden Publikationen wie z. B. „Liebe und Hass“. Sein Wirken und seine bis heute wiederkehrende Präsenz auf Galapagos hatten maßgeblichen Anteil an der Etablierung des dortigen Nationalparks. Eibl-Eibelfeldt begegnet uns heute als ein charismatischer Universalgelehrter zum Anfassen. Zwar spürt man auf Schritt und Tritt, dass seine verhaltensbiologischen Forschungen auf Galapagos der vielleicht wichtigste Teil seines Lebenswerkes sind. Doch in vielen spontanen Gesprächen und seinen abendlichen Kurzvorträgen offenbart sich ein wissenschaftliches Allgemeinwissen, das Demut gebietet. Er steht in der Nachfolge jenes Charles Darwin, der als studierter Theologe vor 150 Jahren mit seinem Buch „Der Ursprung der Arten“ den Grundstein der Evolutionstheorie legte, das Selbstbild des Menschen als Gottes Meisterwerk zerstörte, aber dennoch den Glauben an Gott als Kraft hinter dem evolutionären Regelwerk nie verlor.

  Unsere Reisegruppe

Riesige Landschildkröte

Foto: Dr. Uwe Junker

Jede Spezies würde mehr Nachkommen zeugen als zu ihrem bloßen Erhalt notwendig sei. Doch es gäbe kleine Variationen bei den Nachkommen, die Ausdruck einer optimalen Anpassung an die unmittelbare Umgebung seien und dann mit der Fortpflanzung weitergegeben würden, hat Darwin postuliert. Und die sehen wir: Flugunfähige Kormorane auf Fernandina, die ihre Stummelflügel zum Trocknen ausbreiten. Warum fliegen, wenn das Meer vor der Haustür vor Nahrung überquillt und man 40 m tief tauchen kann? Die Schnauzen der Meerechsen, deren schwarze Körper sich kaum vom Lavagestein abheben, sind mit Salz verkrustet. Da die Inseln arm an Süßwasser sind, hat sich das Atemwegssystem dieser Echsen zu einer Meerwasser-Entsalzungsanlage entwickelt. Regelmäßig prusten die Reptilien gut hör- und sichtbar Salz hinaus.

Nach den Ehrfurcht einflößenden riesigen Landschildkröten auf Santa Cruz benannten die spanischen Eroberer einst die ganze Inselgruppe. Ihr Panzer ist vorne wie ein Sattel (span. Galapagos) nach oben gebogen, um ihnen das Fressen von Blättern höher gewachsener Sträucher zu ermöglichen. Ihr Bestand hat sich erholt, sie wurden früher in großer Zahl von Seeleuten als lebende Wasser- und Fleischspeicher an Bord gestapelt. Der mehr als achtzig Jahre alte „Lonesome George“ ist der letzte männliche Überlebende einer Unterart der Insel Pinta, die durch Menschenhand massakriert wurde. Er ist in der Darwin-Forschungsstation zu bewundern, wo in der Hoffnung auf erfolgreiche Fortpflanzung stattliche Weibchen in seinem Gehege platziert wurden.

Natürlich begegnen wir immer wieder auch den berühmten Darwinfinken in ihren unterschiedlichsten Varianten, zum Beispiel schwarz und mit gebogenem Schnabel als Kaktusfink. Sehr fotogen sind die für Besucher nur auf Genovesa anzutreffenden Rotfußtölpel mit blauem Schnabel. Für die roten Füße dieser Hochseefischer, die im Gegensatz zu anderen auf Galapagos verbreiteten Tölpelarten nicht auf dem Boden, sondern auf Salzbüschen oder Balsambäumen nisten, gibt es bis heute keine Darwin´ Erklärung.

Apropos Balsambäume: Karg-silbrig stehen sie jetzt im November da. Zusammen mit dem Vulkangestein ergeben sie trotz vieler puderweißer Strände eine Komposition, die uns verstehen lässt, warum Darwin die Galapagos-Inseln als „Vorgärten zur Hölle“ bezeichnete. Ein täglicher Regenschauer, wie er in den Monaten März und April auftritt, würde reichen, um alles in sattes Grün zu tauchen, versichern unsere Naturführer.

Seelöwenbaby sucht seine Mutter

Foto: Dr. Uwe Junker

Den Reiz unserer Reisezeit machen Begegnungen mit zahlreichen Jungtieren und Beobachtungen balzender Vögel aus. Blaufußtölpel tanzen anmutig um einander herum, männliche Fregattvögel blasen ihren roten Kehlsack zu imposanter Größe auf, Albatrospärchen schnäbeln miteinander. Gerade geschlüpfte Fregatten, Tölpel und Gabelschwanzmöwen drücken sich wie mit Schnäbeln versehene Wollknäuel an ihre Eltern, die kleinen Seelöwen geben ein ziegenartiges „Mäh“ von sich, damit sie sich mit ihrer Mutter nach deren Fischfang zur Nahrungsaufnahme treffen können. Immer wieder ein anmutiges Bild.

Doch längst nicht alle Muttertiere kehren zurück. Ein Hai-Angriff könnte ihnen zum Verhängnis geworden sein. Adoption von Jungtieren ist selten, meist sind sie dem Verhungern preisgegeben, wie der junge Seelöwe, den wir auf Espanola beobachten. Völlig abgemagert kann er sich kaum noch aufrichten. Spottdrosseln umkreisen ihn und versuchen immer wieder, ihre Schnäbel in seine Haut zu hacken. „Sie haben den Geruch der Verwesung schon wahrgenommen und warten nun, bis sich in der Haut des Seelöwen Würmer bilden, die sie dann heraus picken werden“, erklärt Eibl-Eibesfeldt.

Beim anschließenden Schnorcheln dann wieder pralles Leben:

Meeresschildkröten gleiten majestätisch unter uns, manche lassen sich auf den Grund sinken, um an Kopfsalat erinnernde Gewächse zu verspeisen, ein

Stachelrochen vergräbt sich in einer Felsspalte, kurz darauf schwebt ein Mantarochen vorbei. Wir durchschwimmen bunte Fischschwärme, werden immer wieder spielerisch von Seelöwen im ICE-Tempo umkreist, bestaunen zwei reglos in einer Höhle liegende Weißspitzenriffhaie und eine

Meeresechse, die sich auf rutschigem Fels festkrallt, um zu grasen. Viele Eindrücke, die uns voll wohliger Müdigkeit bei der Rückfahrt mit dem Schlauchboot zum Schiff in die Sonne blinzeln lassen. Doch das Naturschauspiel geht weiter: Ungeachtet unserer Nähe geben sich zwei Meeresschildkröten dem Liebesspiel hin.

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Chefguide Vanessa

Foto: Dr. Uwe Junker

Hier am Äquator geht die Sonne um sechs Uhr auf, um 18 Uhr versinkt sie zumeist in Form eines spektakulären Sonnenuntergangs. Wer eine Kreuzfahrt a la Clubschiff erwartet, wird enttäuscht sein. Animateur ist auf Galapagos die Natur in ihrer unendlichen Vielfalt. Dem sanften Weckruf von Chef-Guide und Kreuzfahrtdirektorin Vanessa um 6:30 Uhr folgt nach dem Frühstück um 8 Uhr der erste Landgang, an Stränden entlang flankiert von Meerechsen, Seelöwen, Klippenkrabben und zahllosen Vögeln. Oder ins Hinterland wie auf Floreana, wo die hier endemischen Galapagos-Flamingos uns erwarten. Oder über Lavafelder zum türkisfarbenen Darwinsee auf Isabella oder zum „Blowhole“ auf Espanola, wo die starke Brandung das Meerwasser meterhoch wie einen Geysir durch eine Felsspalte presst. Vor dem Mittagessen darf noch geschnorchelt werden, bevor am Nachmittag ein ähnliches Programm startet. Nach Sundowner vor stiller Naturkulisse lebt das Abendprogramm ohne Garderobenzwang vom geselligen Austausch über Erlebtes oder am nächsten Tag zu Erwartendes. Ein Aktivurlaub der besonderen Art, ein sehr intensives Naturerlebnis, das lange nachwirken wird und bei den meisten Reisenden die Erkenntnis wecken dürfte, dass auch wir Menschen nur ein Teil dieses fragilen, einzigartigen Ganzen sind – und mit ihm untergehen, wenn wir es nicht bewahren.

Information und Buchung:

Zeit Reisen, 20079 Hamburg, Tel.: 040/3280-455, Fax: 040/3280-105, E-Mail: zeitreisen@zeit.de

Termine 2011: 23.04 - 04.05.2011 oder 12.11.-23.11.2011. Zeitreisen kooperiert mit diversen renommierten Veranstaltern von Indiviualreisen, die Galapagos Reise ist eine gemeinsame Konzeption mit“ Windrose“ Preis: 5.990 € pro Person im Doppelzimmer incl. eines dreitägigen Vorprogramms in Quito und den Anden auf den Spuren Humboldts

Gesamtreiseleitung durch den langjährigen Südamerika-Korrespondenten der Zeit, Peter Korneffel, während der Galapagos-Kreuzfahrt wissenschaftliche Begleitung ab 2011durch den Direktor des Zoologischen Garten Berlins, Dr. Jürgen Lange.

Optionen:

Achttägiges Vorprogramm in den Anden Ecuadors (Leitung: Peter Korneffel, der auch Autor des DuMont- Reiseführers „Richtig Reisen Ecuador“ ist), Preis: 1.550 € pro Person im Doppelzimmer
Fünftägiges Anschlussprogramm Peru, Preis: 1.390 € pro Person im Doppelzimmer, Viertägige Badeverlängerung im Ökohotel Finch Bay auf der Insel Santa Cruz, Preis: 490 € pro Person im Doppelzimmer

Anmerkung: Der Autor arbeitet nebenberuflich als freier Reisejournalist und hält sich selbstverpflichtend an die Verhaltensregeln der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten.